top of page
29

Ich bin geschockt, erschüttert und ja, ich gebe zu, auch etwas deprimiert. 

 

Ich habe heute einem Freund geholfen eine Veranstaltung durchzuführen. Durch mein jahrelanges Leben in der Gastronomie springe ich des Öfteren mal als Serviceleitung ein und helfe aus. Mir macht es Spaß und es ist ein toller Ausgleich zu der Arbeit. 

Die Dankbarkeit der Menschen ist immer wieder schön, wenn man Hochzeiten gut organisiert und durchführt hat oder Geburtstage zu einem Erlebnis werden. 

 

Aber man merkt auch, den Beruf macht man nur, wenn man jung ist. 

Ich stand gerade an der Bar, da fragte mich eine Aushilfe, wie alt ich denn sei. 

Ich meinte, 29. Darauf hin sagte sie:

 

WOW, DA HAST DU DICH ABER GUT GEHALTEN FÜR 29. 

 

What? Will sie mich verar*****.

 

Gut gehalten? Ja, ich rauche nicht mehr und ja, ich trinke derzeit auch keinen Alkohol. Aber bitte, ich bin doch keine 100. 

 

Es machte mich nachdenklich, sprachlos und ich war kurz davor die gerade geöffnete Flasche Rotwein mit in den Rachen zu kippen, als ich über das Gesagte nachdachte. 

 

Es gibt ja immer den Sender und den Empfänger und ich glaube, sie meinte es gar nicht böse. 

 

Aber ist man mit 29 schon alt? Gehört man schon zum alten Eisen. 

 

Sie fragte mich dann auch, warum ich keinen Freund hätte. Tja, darauf konnte ich ihr keine Antwort geben. Am liebsten hätte ich gesagt, schau auf meinem Block mal vorbei, dann siehst du das unvollständige Puzzle meines Lebens, was immer wieder durch Stürme zerrüttet wird. 

 

Nun bin ich auf dem Weg nach Hause, sitze in der S-Bahn mit 29 und fühle mich das erste Mal nicht mehr jung, sondern irgendwie erwachsen. 

 

Ja, ich bin 29 und ja, ich bin stolz darauf. Und im kommenden Jahr, ja, eigentlich schon in ein paar Monaten werde ich einen Champagner öffnen und auf die 30 anstoßen. 

Und dann soll sie mich noch einmal fragen, wie alt ich bin.

 

Dann werde ich antworten: 25. 

Vielleicht bleiben mir dann die Gedankengänge erspart. 

bottom of page