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30 zu 3

Heute ist es entschieden. 

In den ersten Sonnenstrahlen des Jahres 2018 saßen wir und es wurde beschlossen. 

Ich ziehe in eine WG, mit fast 30. Mit drei Männern, mit einem alternativen Standard und definitiv einer Aufgabe. 

 

Da werde ich wohnen. Ja, in zwei Monaten sitze ich schon dort und werde weiterschreiben. 

 

An meinem neuen Lebensabschnitt, an dem neuen Kapitel in meinem Leben. 

 

Im ersten dachte ich, dass ich in der perfekten Beziehung bin, dass er mein Mann ist und ich ihn für immer lieben werde. Mit allen Höhen und Tiefen. Doch es ging schief, wir liebten uns aus den Augen. 

 

Und danach- Kapitel Nummer zwei. Viele Männer, viele Frauen. In unterschiedlichem Alter. Ich dachte das Daten wäre einfach- doch BULLSHIT. 

Es gibt dort draußen so viele Menschen, die einfach nicht zu mir passen. 

Oder nein, falsch gesagt, sie passen nicht immer. Nicht auf jeder Art und Weise. 

Und dann gibt es die Menschen, wo man denkt es passt, aber derjenige sieht es anders. 

Und dann gibt es die, die denken, dass es mir dir passt und wo du weißt, es klappt nicht. 

 

Und dann gibt es irgendwo dort draußen die geringe Schnittmenge, die, die nur schwer ist zu finden. 

Die genau passt, die einem ergänzt und dir genau den Platz zum entfalten bringt. 

Die Menge, mit der du wachsen willst, die du beim Einschlafen und beim Aufwachen beobachten willst. 

Die Menge, die den Menschen beschreibt, der für dich gemacht ist. 

Doch diese Schnittmenge hat sich noch nicht mit meinem Universum geschnitten. Daher folgt erst einmal mein nächster Lebensabschnitt. 

 

Und nun gibt es Kapitel drei in meinem Leben. Ich fahre bewusst auf 0. Von 100, direkt runter. 

Weg von all meinem Besitz- ab in eine 16qm Zimmer mit Dachschrägen. 

 

In ein Haus, welches ich mit drei Jungs teile. 

Direkt in der Mitte von Potsdam wohne ich in zwei Monaten zu viert. 

Es ist verrückt, es ist absolut außerhalb meiner Komfortzone. 

Doch es fühlt sich irgendwie richtig an. Als ob es so sein sollte. 

 

Ich mag Ordnung, Sauberkeit, Luxus. 

Und genau das ist es nicht. 

Es ist ordentlich, okay. Aber ziemlich weit entfernt von meiner Definition von Luxus. 

 

Und doch fühle ich mich damit wohl. Fühle mich dort irgendwie daheim. 

 

Und heute sitze ich noch in meiner Wohnung, in meiner Traumwohnung, auf meinem Sofa und genieße die letzten Tage hier. 

 

Ich erinnere mich gerade nur zu gut an den Einzug, an den Abend, wo ich allein hier in der ersten Nacht geschlafen habe. Die Kisten waren ausgepackt, alles war als ob es so sein sollte. 

Ich war das erste Mal duschen, fühlte die Wärme von der Fußbodenheizung und war der Meinung angekommen zu sein. 

 

Auf dem Balkon, bei der ersten Zigarette in dieser Wohnung hörte ich die Kohlensäure im Sektglas prickeln. 

Ich wusste, dachte, ich wäre angekommen. 

 

Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre. 

 

Und dabei ist hier so viel passiert. 

Mein Katze ist hier verstorben, es waren viele Menschen hier und es wurde viel gelacht, geweint, getanzt, getrunken, gekocht, geschlafen. 

 

Und nun, raus hier. 

Aber mit jedem Gedanken an den Auszug fällt auch ein Stein von meinem Herzen. 

Ich freue mich auf die kommende Zeit. Auf das Haus, auf das Leben in ihm. 

Denn auch so schön wie es hier ist, es ist auch einsam. 

Allein und ruhig. 

 

Ab in mein neues Abenteuer. 

Ab in Kapitel vier- in den Neustart mit 30. 

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