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Der Storm

Und da sitzt man. Nach dem Sturm, welcher uns zum zweiten Mal zusammengebracht hat. 

Die letzten beiden Unwetter in Deutschland waren der Grund, dass wir uns getroffen haben. 

 

In meiner Heimat, meiner Seelenstadt. 

Eigentlich hatte ich einen Abend mit meinem Exfreund geplant, doch das Treffen hat er abgesagt, weil keine Züge gefahren sind (oder weil es für ihn die passende Ausrede war). 

Natürlich hatte ich mich schön gemacht, ich fühlte mich auch unglaublich gut. 

Und somit nutzte ich diesen Anlass, das Gefühl und ging noch in die Stadt. 

Es war Shoppingnacht, jeder Laden hatte Prosecco für die Frauen parat. Ich beschloss meine Freundin zu besuchen und zehn Minuten später war auch schon das erste Glas Schaumwein leer. 

Eine Idee für den Abend hatte ich noch nicht, aber das Gefühl, dass der Abend nicht um 22:00 endet. 

Und dann kam er, Mr. Storm. 

In Begleitung einer schönen Frau-wahrscheinlich seine Freundin, dachte ich.

 

Doch er fing sofort an mit mir zu reden, irgendwas war da in der Luft. Seine Aura war anziehend, er gab mir seine Visitenkarte und wir verabschiedeten uns. 

 

Er wirkte wie ein Freigeist, bedacht, sicher, glücklich. Er interessierte mich, warum? Ich weiß es nicht, es war einfach ein Gefühl. 

Nachdem ich mit meiner Freundin noch essen gegangen bin, schrieb ich ihm. Es dauerte keine zwei Minuten bis die Antwort kam. Die beiden warteten in einer Bar. 

Der Abend wurde lang und beinhaltete einen Whirlpool, Champagner und Zigaretten. 

 

Um 08:00 morgens fuhr ich dann Heim, ich musste um 10:00 arbeiten. 

Ich hätte nicht gedacht, dass er sich meldet, doch relativ zeitnah gab durch eine aufblinkende Nachricht zu verstehen, dass er gerne wieder mit mir erneut einschlafen würde. 

Und somit verbrachten wir drei Nächte zusammen. 

 

Drei Wochen später, es war wahnsinnig stürmisch draußen, meldete er sich. 

Ob er einen Stop in Berlin einlegen könnte und für eine Nacht bei mir unterschlüpfen kann. Das Bahnnetz in Deutschland steht dank des Unwetters nur teilweise  zur Verfügung- Glück für mich. 

Ich habe mich sehr gefreut und aus einer Nacht wurden drei. 

Diesmal waren es aber nicht nur die Nächte, sondern auch die Tage. Spaziergänge, Abendessen, Freunde besuchen. Das volle Programm. 

 

Und auf einmal fiel sie, die Mauer die ich nach meiner letzten Trennung aufgebaut hatte. 

Stein auf Stein mich eingekreist um mich zu schützen. 

 

Risse entstanden, Löcher in der sonst so makellosen Wand. 

Es fühlte sich gut an, richtig an. 

Doch nun ist er wieder weg. 

 

Er hat sich direkt gemeldet, mein Mr. Storm. Und ich war innerlich glücklich. 

 

Doch derzeit habe ich erst einmal wieder damit zu tun in den Baumarkt zu fahren um Mörtel und Kleister zu holen. Die Mauer wieder aufzubauen. 

Nur dass in diesem Fall der Baumarkt Lidl ist und der Kleister eine Flasche Rotwein. 

Und in meiner Wetterapp habe ich nun auch die Push-Nachrichten aktivierten. 

 

Schließlich muss Frau ja wissen, wenn sich ein Unwetter anbahnt. 

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