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Der Stuhl

Ich selber war es schon. Es gibt Regeln. Am Wochenende ist man oft allein, der Sonntag wird einsam und man freut sich auf Montag. 08:00 klingeln dann meist die Handys von den Frauen in der zweiten Reihe. Denn da gehen die Meetings los, die Geschäftsreisen oder die Kinder werden zur Schule gebracht.

 

Es geht eine zeitlang gut. Man erlebt tolle Abende, denn der Mann will imponieren. 

Doch dann die grausame Realität, welche ich nicht am eigenen Leib erleben musste, sondern bei einer guten Freundin. 

Wir feierten ihren Geburtstag in einem tollen italienischen Restaurant. Etwas außerhalb, denn dort trafen sie sich immer. Er hatte ihr versprochen zu kommen, sie lud einen kleinen Teil der Familie und Freunde ein. 

In der Öffentlichkeit war es nur ein guter Freund, nur sie, er und ich wussten über die wöchentlichen Kurztrips, die Abende in diversen Restaurants und über die Hotelbuchungen in der Stadt nebenan. 

Es war wie im Film und ich wünschte mir für sie so sehr ein Happy End, nicht am Flughafen vor der Rolltreppe, sondern genau hier in diesem kleinen, stilvollen Lokal. 

Der Stuhl blieb leer, eine Stunde, zwei Stunden, bis der letzte Gast ging. 

Er kam nicht von daheim weg, entschuldigte sich mit einer kurzen Nachricht und versprach es wieder gut zu machen. 

Doch da saß sie, zerbrochen, gebrochen in diesem Stuhl. Schon nach kurzer Zeit füllte ich seinen Platz neben ihr aus und wir tranken zusammen die Flaschen Champagner. Ich beschloss die gesamte Rechnung ging auf ihn und bestellte fröhlich weiter unseren geliebten Palmer- ein Champagner, welcher in seiner gesamten Reife und Süße perfekt ist. 

 

Als alle weg waren, als die Kellner schon um uns herum die Stühle hochstellten, wünschte ich mir unser Lied, welches uns immer glücklich macht und die ersten Tränen kullerten ihr von der Wange hinab. 

Sie war ganz ruhig, wirkte, trotz zwei leerer Flaschen vor uns, nicht betrunken. 

Jedes weitere Wort von mir wäre überflüssig gewesen, denn in solchen Momenten muss man einfach nur da sein. 

 

Ich bestellte ein Taxi und nahm sie mit zu mir. Ich gab ihr den flauschigsten Schlafanzug, der mit den Bärchen vorne drauf und machte die Heizdecke an. 

Wir schminkten uns stillschweigend ab und ich gab ihr noch eine Beruhigungstablette, denn der Schöhnheitsschlaf stand bevor. 

Schließlich soll nicht so ein Idiot uns diesen auch noch nehmen.

 

Genau das sind die Momente, die keiner sieht. Wenn man den Wecker für morgens ausstellt, alle Termine noch in der Nacht absagt, die Vorhänge zuzieht und einfach mal traurig ist, weil es in der zweiten Reihe in vielen Momenten doch ziemlich einsam ist. 

 

Warum er nicht kam? 

 

Die Frau hatte die Kette gefunden, das Geschenk für meine Freundin….

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