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Die Nulllinie

Weder hoch noch tief. Weder leise noch laut. Weder gut noch schlecht. 

So ist gerade mein Gemütszustand. Ich kann mich nicht definieren, es ist wie eine Art Nulllinie. 

Und ich bin gerade dabei zu begreifen, wie ich auch meine Nulllinie als gutes Gefühl innehalten kann. 

 

Man wird oft gefragt, geht es dir gut. Und ich habe mir vorgenommen immer aus Überzeugung zu antworten, ja, mir geht es gut. Denn ich habe fließend Wasser, ich habe einen Job und tolle Freunde. Meine Familie brauche ich nicht zu erwähnen, die ist meine Basis, mein bester Punkt und mein Hafen in meinem Leben. 

Aber mir geht es gut, ich habe nur in den Jahren manifestiert, dass meine Nulllinie eine Zeit ohne ein gutes Gefühl ist. 

Doch ich gehe hinein, gehe in eine tiefe Reflexion des Lebens und lerne gerade auch kleine Gesten, Dinge oder auch Zufälle (gibt es diese?) zu schätzen. 

 

Seitdem ich es bewusst wahrnehme, mich nicht mehr aufrege, Diskussionen erst reflektiere bevor ich meine Nerven an ihnen verbrenne, fällt mir einiges auf. 

Ich bin oft unglaublich dankbar darüber einen Parkplatz zu finden, dass die Bahn meist direkt kommt, wenn ich auf dem Bahngleis stehe. 

Ich habe aufgehört vorher nach Zeiten und Anschlüssen zu googeln, ich gehe einfach zu dem Gleis und schaue nach, was kommt. 

Fällt die Bahn aus? Super- dann kann ich noch ein paar Seiten lesen oder schreiben. Mittlerweile freue ich mich darüber, wenn die Durchsage 10 Minuten angibt- mehr Zeit für mich. 

Dankbar bin ich auch oft im Supermarkt, wenn mal wieder mein geliebtes Kokoswasser im Angebot ist oder mich die Mitarbeiterin lieb grüßt. Sie kennt mich schon und ich mag es, wenn man sich höflich „Guten Tag“ wünscht. 

 

Und gerade fängt es an, dass sich mein Gefühl ändert, dass sich auch die Zeit ändert. Ich plane bewusst größere Abschnitte meines Monats, aber lasse noch genug Zeit für die kurzfristigen Dinge und auch für die Zeit für mich. 

 

Morgen beginnt wieder meine Fastenwoche. Zweimal im Jahr genieße ich dieses unglaublich tolle Gefühl dem Körper eine Auszeit zu gönnen. 

Ich möchte dahin, dies noch öfter zu tun, bewusster zu essen und auch achtsamer Alkohol zu trinken. 

Noch mehr in mich hinein hören, allein sein und gleichzeitig verbunden mit so vielen Leuten. 

 

Ich sitze gerade in der S-Bahn, auf dem Weg nach Hause. Die Menschen um mich herum lesen, starren auf ihr Handy oder einfach nur trist in die Gegend.

Eine Gruppe junger, jugendlicher Spanier (oder Portugiesen, vielleicht auch Italiener ) bringen mit ihrem lockeren Akzent eine gewisse Stimmung in den sonst so leeren Wagon. Menschenvoll und doch leer. 

 

Ich bin dankbar, dankbar dafür, diese Zeilen schreiben zu können, mich gleich in meine geliebte Wohnung zu stellen und weiter Gemüsebrühe zu kochen um meine Fastenwoche morgen zu beginnen. 

 

Okay, auf den Teil mit dem Glaubersalz freue ich mich nicht so, aber auf die unglaublich volle Leere danach. 

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