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oder wie man klein und laut sowie groß und leise ist
Let it snow
Ein anstrengender Tag. Doppelschicht. Viel gelaufen. Genervte Gäste- Prosecco schon um 16:00.
Endlich daheim denke ich, endlich entspannen und Kontra K hören. „Erfolg ist kein Glück“- ein bisschen verstehen, warum ich mir nach einer 45 Stunden- Woche auch noch einen Nebenjob antue, welcher zum Teil stressiger ist als mein Hauptjob.
Und DANKE Youtube- wer auch immer den Algorithmus für diese Playlist angelegt hat, auf einmal kommen Weihnachtslieder. Und ich bemerke das erste Mal: es ist Weihnachten. Es ist Dezember, die Zeit der Besinnlichkeit, der Ruhe.
Und ich?
Hetze von Job zu Job, von Meeting zu Termin, von Tag zu Tag um zu finden wer ich bin. Und vergesse dabei vollkommen, dass ich mich vergesse, mir Zeit zu nehmen, ICH zu sein.
Jinglebells, all the way. Im Ernst? Die Zeit, wo man sich an seine Liebsten erinnern soll, sich reflektieren und mal zur Ruhe kommen?
Liebstes YouTube, dafür habe ich keine Zeit. Oder doch? Nehme ich mir diese Zeit nur nicht?
Bin ich genau in den Rad gefangen, in dem ich nie sein wollte.
In dem Hamsterrad? Gegen was renne ich eigentlich? Was muss ich beweisen?
„Have yourself a merry little Christmas, let you heart be light“- tönt es gerade aus dem Lautsprecher.
Und mir stehen die Tränen in den Auge. Verdammt noch einmal, wer war ich eigentlich dieses Jahr? Wo war ich und was habe ich gemacht? Mein einziger Urlaub war der mit meiner Familie an der Ostsee.
Ich habe den Job gewechselt, viele Menschen getroffen. Doch wann war ich mal ICH?
Ein sehr kitschiges Bild mit einem flackernden Kamin ist gerade die Darstellung dieser wunderbaren Liste bei diesem Kanal.
Und ich erwische mich, ja ich träume gerade, wie ich davor sitze, in meinem Schloss. Aber ich will nicht mehr allein dort sein. Nein, ich will dort zu zweit sitzen, es genießen, dass dort jemand ist, der mit mir ist, weil ich so bin wie ich bin und er so ist, wie er ist.
Weil ich ihn gut riechen kann, weil ich es mag, für ihn zu kochen und es liebe, wenn er morgen das Bett nach dem Aufstehen macht.
Wir beide, zusammen. Draußen schneit es und er wünscht mir „ Frohe Weihnachten“ als er mich von hinten umarmt, weil ich gerade den fallenden Schnee außen beobachte.
Denn was genau ist es denn, was im Leben zählt? Es sind keine Daten und Fakten, es sind keine Kontostände, es sind die Momente, in denen man mit den Menschen zusammen ist, die man schätzt, die man liebt und mit denen man wachsen kann.
Dann macht es doch Sinn. Ja, das genau ist der Sinn.
Die Fenster sind von Innen beschlagen, ich werde nun die Vorhänge einfach zuziehen. Mein Schloss dunkel machen und die Klingel aus. Das Tor schließen und die Brücke hochziehen.
Denn dann merke ich ja gar nicht, dass dort draußen Dezember ist, dass man sich besinnen sollte.
Und liebes YouTube: du kannst mich mal: Last Christmas kann mich mal!