...
oder wie man klein und laut sowie groß und leise ist
Weißt du noch...
Ja, es sollte eigentlich ein Brief werden.
Die Zeilen sollten entstehen durch das Führen einer Feder über Papier, so dass mit Leib und Seele die Worte geschrieben werden können.
Doch bei weiterem Denken der Übergabe dachte ich mir, dass es zu einfach wäre, dass dich dieser Brief nie erreicht, durch das Wegwerfen dieses Stück Papiers in eine in Deutschland gelbe Tonne.
Denn dann wären all die Gedanken umsonst gewesen, all die Mühen eine Farce und die Zeit eine Verschwendung.
Der derzeitige Status zwischen uns ist für mich nicht mehr tragbar. Ja, ich denke noch oft an dich, zu oft für mein Empfinden und möchte dies gern ändern. Denn die sinnlosen Schreiben zu Silvester, zu Geburtstagen über die sehr trostlose Form der Kommunikation von WhatsApp werde ich in Zukunft nicht mehr weiterführen.
Doch bevor ich den Kontakt beende, möchte ich dir noch einiges sagen.
Du bist heute 57 Jahre alt geworden und ca. 29 Jahre hast du mich in deinem Leben, hast du mich in deinem Leben gehabt.
Du hast mich gezeugt, mit vollem Gewissen und mit wirklicher Arbeit.
Ihr habt beide daran gearbeitet, dass es mich gibt. Und nun? Durch eine Situation im vergangen Jahr nach dem Tod meines geliebten Opas ist es nun vorbei zwischen uns. Keine Sternchentage mehr, keine Vater-Kind-Beziehung.
Das ist okay, es kommt so im Leben, dass man neue Wege geht, andere Richtungen einschlägt, doch dann sollte man auch die alten komplett hinter sich lassen.
Man sollte Türen schließen bevor man andere öffnet, das habe ich gelernt.
Und somit will ich nun auch diese Tür schließen und dir trotzdem vorher danken für so viele schöne Tage.
Für die besten Geburtstage, die sich ein Kind nur vorstellen kann.
Für Wasserbombenschlachten mit den Dorffjungs, für eine zerstörte Arielle-Sahne-Torte in deiner Küche. Für durchredete Nächte, für das Mithelfen an meinen Hausarbeiten. Für die lange Geduld mir Lesen beizubringen, für eine fragwürdige Kreuzfahrt, für das Verständnis zu all meinen Beziehungen, für die besten Schatzsuchen.
Für eine große Zelt-Geburtstagsparty, für die leckerste Kinderpasta der Welt.
Für das Vertrauen was du mir entgegenbrachtest, mir dein Auto gabst kurz nachdem ich meinen Führerschein hatte.
Es gab viele schöne Erinnerungen, die bleiben und die werde ich in meinem Herzen tragen.
Doch genau so will ich dich auch in meinem Leben behalten, in gutem Sinn.
Ja, ich werde meinem Kind mal erzählen, dass ich eine wunderbare Kindheit hatte mit vielen verrückten Ideen von einem Mann, von dem ich immer dachte, dass er bei mir ist.
Und nicht von einem Mann, der seine kläglichen WhatsApp-Nachrichten beendet mit einem „ddl Dad“.
Ich werde ihr nicht berichten, dass die Beziehung eines Vaters zu seiner Tochter zerbrach wegen einer Situation, über die er nicht im Stande ist mit ihr zu reden.
Denn was soll sie auch denken, dass all die schönen Geburtstagsideen von einem Mann stammen, der sich für eine andere Seite entschieden hat?
Dann macht doch das ganze Werfen der Wasserbomben über die geschlossene Tür gar keinen Spaß mehr.
...oder gRÜBElst du schon?